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Kolonialismus-Projekttag

Das offizielle Ende des deutschen Kolonialreichs ist bald einhundertjährige Vergangenheit. Welchen Erkenntnisgewinn verspricht eine Sichtweise, die Deutschland heute als postkoloniale Gesellschaft betrachtet? Was lernen wir aus der Geschichte? Über die hiesige Gesellschaft und über den Globalen Süden? Was können Menschen heute aus den anti-kolonialen Stimmen von damals erfahren? Wie kann in der Auseinandersetzung mit der deutschen Kolonialgeschichte eine starre Sicht auf Täter-Opfer-Kategorien verhindert werden? Was kann aus historischen Situationen für die aktuellen und konfliktiven Aushandlungsprozesse in der heutigen Gesellschaft gelernt werden?

fernsicht – die süd-nord-politische Bildungswerkstatt im iz3w – betrachtet Deutschland als eine postkoloniale Gesellschaft. Als Bildungswerkstatt mit einer rassismuskritischen und auf Menschenrechten basierenden Bildungsarbeit sehen wir die kontroverse Auseinandersetzung mit Kolonialismus daher als Notwendigkeit an.

Zugleich birgt diese aktive Beschäftigung mit historischen kolonialen wie auch zeitgenössischen postkolonialen Strukturen und Wissensformen ein Potenzial, das wir unbedingt nutzen wollen: Sie erlaubt, auch mit aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen gerade in Zeiten der Zuwanderung und sich manifestierender menschenfeindlicher Stimmungen und reaktionärer Tendenzen eine Orientierung im Sinne solidarischen Handelns zu erarbeiten.

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Modul 1 a zum Einstieg - Kramsack

Tim&StruppiKoloniale Bilderwelten sind noch heute in unserer Gesellschaft omnipräsent. Ob in Kinderbüchern, in Comics oder auf der Kaffeepackung, wir stoßen immer wieder auf Bilder, die auf rassistischen Denkmustern beruhen. Viele Produkte des alltäglichen Lebens kamen mit dem Kolonialismus in den Alltag, und auch das heutige Wissen über die Fremde ist oftmals kolonialen Ursprungs. Die Methode sensibilisiert für eine erste Berührung mit kolonialen Artefakten und postkolonialen Wissensbeständen.


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Modul 1 b über historische Kontinuitäten: TIMELINE – MEMORY

KolonialschauDie Teilnehmden erhalten einen Überblick über 200 Jahre kolonialrassistische Begriffsprägung: Sie erkennen, wie das „Eigene“ und das „Andere“ als unterschiedlich konstruiert und mit Auf- und Abwertungen, mit Rassismus und Exotismus belegt wird.

Mit dieser Methode begeben sich die TN auf eine Spurensuche: Gesucht werden Kontinuitäten einer kolonial geprägten Sprache, rassistischer Weltbilder und (post-)kolonialer Blicke und Bilder. Zudem geht es um die aktuelle Wirkungsmacht dieser Weltbilder, zum Beispiel im heutigen Diskurs über Geflüchtete, in der Medienberichterstattung über Länder des Globalen Südens, im Ferntourismus…

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Modul 2: „Ein Platz an der Sonne“ – Der deutsche Kolonialismus

KolonialspielDie Teilnehmenden erarbeiten mit diesem Modul einen Überblick über die „kurze” deutsche Kolonialgeschichte. Anhand der Kolonisierung des heutigen Namibias durch das Deutsche Kaiserreich erfahren die TeilnehmerInnen, wie die indigene Bevölkerung im Zuge der kolonialen Expansion unterworfen und unterdrückt wurde (von der Einschränkung der Bewegungsfreiheit bis hin zum Völkermord an den Herero).

Das Modul ist an Kolonialisierungsspiele angelehnt - in einer bewussten, kritischen Auseinandersetzung mit derartigen Spielen. Auf diese Weise werden die TN dafür sensibilisiert, den Prozess der Kolonialisierung nicht nur, wie zumeist gewohnt, aus Sicht der Kolonisierenden zu betrachten, sondern auch aus der Sicht der indigenen Bevölkerung.


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Modul 3: Verteilung und Wissen – Privilegienspiel

Privilegien_kolonialIn diesem Modul erhalten die TeilnehmerInnen einen Einblick in die historische Lebensrealität in den Kolonien. Aus der Perspektive unterschiedlicher Rollen erfahren sie, inwiefern die indigene Bevölkerung ökonomisch, rechtlich und sozial unter völlig anderen Voraussetzungen lebte als die Kolonialisierenden.

Der strukturelle, dem Kolonialsystemen innewohnende Rassismus wird bei diesem Modul im Zentrum des Erkenntnisinteresses stehen. Zugleich ist das Ziel, einen differenzierten Blick zu ermöglichen und die Relevanz der Kategorien Geschlecht und sozio-ökonomische Stellung innerhalb des Unterdrückungssystems erkennen und einschätzen zu können.


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Modul 4: Der Kampf für die Unabhängigkeit – Die Dekolonisierung Indiens und Algeriens

Postkarte2Die Dekolonisierungsprozesse waren in vielen Ländern verbunden mit gewaltsamen Auseinandersetzungen bis hin zu Befreiungskriegen. Selbst in Ländern wie Indien, das wohl prominenteste Beispiel für gewaltfreien Widerstand gegen die Kolonialmacht, ging die Dekolonisierung mit Gewalt einher.

In diesem Modul erkennen die TeilnehmerInnen, wie schwierig es für die Unabhängigkeits-bewegungen war, die Auflösung der auf Gewalt basierenden Kolonialsysteme herbeizuführen. Um den Teilnehmenden die Einfühlung in die Thematik zu erleichtern, wird mit dem Jugendbuch „Evil – Das Böse“ gearbeitet. Dort geht es ebenfalls um Möglichkeiten des Widerstands gegen Gewaltsysteme – in diesem Fall aus der Perspektive eines Schülers, der sich an seiner Schule gegen Unterdrücker zu Wehr setzen muss.

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Modul 5: Erinnern, gedenken, umbenennen? Straßennamen mit kolonialem Kontext

StraßennamenDer Audioguide von freiburg-postkolonial.de führt in Freiburg an Orte  mit kolonialem Kontext. Hier planten Institutionen oder Einzelpersonen in der Vergangenheit koloniale Aktivitäten oder warben für ihre Ideen, hielten Reden, eröffneten Kolonialausstellungen oder fällten Entscheidungen, die für das koloniale Streben und Schaffen relevant waren. Die Stationen des Audioguides werfen Schlaglichter auf dieses Geschehen und auf die Frage, wie der Kolonialismus auf das Denken in dieser Stadt gewirkt hat.

Mithilfe einer Station entdecken die Teilnehmenden, wo im Stadtbild Spuren kolonialer Vergangenheit aufzufinden sind. Sie begeben sich auf eine Spurensuche anhand von Straßennamen und erörtern am Ende die Frage, wie der Kolonialismus im Stadtbild angemessen erinnert werden kann.


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Modul 6: „Völkermord bleibt Völkermord" - Der Umgang mit den Verbrechen der Kolonialzeit

PostkarteNoch heute ist der öffentliche Umgang der ehemaligen Kolonialmächte mit ihrer zum Teil blutigen Vergangenheit aus kolonialkritischer Perspektive zu bemängeln. So weigerte sich der deutsche Staat bis ins Jahr 2015, den Völkermord an den Herero und Nama anzuerkennen bzw. sich zu entschuldigen, obwohl die Einordnung der Massaker als Völkermord seit längerer Zeit wissenschaftlicher Konsens ist.

Im Rahmen einer simulierten Talkshow über die Frage nach Anerkennung des Völkermords werden die TeilnehmerInnen in diesem Modul mit verschiedenen Positionen zum Umgang mit der kolonialen Vergangenheit konfrontiert. So lernen sie unter anderem auf der Grundlage der vorangehenden Module verschiedene Argumente und Position zum Umgang mit der kolonialen Vergangenheit kennen und eine eigene Haltung zu dieser Vergangenheit zu entwickeln.

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