Artikelaktionen

Wegwerfen, Einsammeln, Upcyclen... Wer verdient am Müll?

Immer mehr Schulen setzten sich mit Müll auseinander, zum Beispiel im Kontext von Schulpartnerschaften oder im Unterricht bei Umwelt- und sozialen Themen. Giftmülldeponien oder Müllsammelkinder im globalen Süden einerseits und hochtechnisierte Abfallwirtschaft mit Zukunftspotential andererseits gelten als beliebte Beispiele. Viele Beispiele laufen Gefahr, in unangemessener Weise ein einseitiges Bild zu reproduzieren, in dem Leid und Defizite im Süden und Lösungskompetenzen im Norden verortet werden. fernsicht – die südnord-politische Bildungswerkstatt im iz3w – betrachtet den Umgang mit Müll als politisch, ökonomisch und gesellschaftlich organisierten Prozess, der zugleich in globale Wirkketten eingebunden ist. In einem Projekttag wird dies Beispielhaft erörtert.

Viele Jugendliche fühlen sich angesichts der Bilder von Müllsammelkindern und der an Bedeutung zunehmenden Müllproblematik ohnmächtig und handlungsunfähig (sie sehen primär: kranke Kinder, die Giftmüll sortieren / Menschen, die auf Abfallbergen Essenreste suchen / Wale und Eisbären, die am Plastikmüllkonsum verrecken). Das Sortieren des eigenen Hausmülls erscheint als wirkungsloser Akt und dient kaum mehr der Erleichterung des schlechten Gewissens. Katastrophenmeldungen erzeugen oft ein schlechtes Gewissen, dieses blockiert und führt zur Abwendung vom Thema. Es fehlt ein Bewusstsein darüber, dass mit dem Kauf einiger fairer Waren allein das Müllproblem und seine Folgen nicht in den Griff zu bekommen sind. Entsteht für eben diese Problematik Bewusstsein, so kommen schnell Ohnmachtsgefühle auf. Der Kreislauf aus wachsendem Bewusstsein und Ohnmacht wird von vielen Jugendlichen durch Abwendung vom Thema durchbrochen, Wegschauen ist hier Selbstschutz.

Projekttag

Projekttag

Als Bildungswerkstatt mit einer antirassistischen und auf Menschenrechten basierenden Bildungsarbeit fördert fernsicht kontroverse Auseinandersetzung mit der Frage, wie und in welchem Ausmaß Müll produziert oder vermieden wird, wie mit Müll gehandelt und unter welchen Arbeitsbedingungen Müll „verwertet und entsorgt“ wird. Der Blick auf den Abfall einer Gesellschaft erlaubt es, individuelle Muster ebenso wie gesellschaftliche Konventionen und Rechte - sowie ihre Bedingtheit – zu analysieren und zu hinterfragen. Zugleich birgt die aktive Beschäftigung mit historischen wie zeitgenössischen Abfallverwertungsgeschichten ein Potenzial, das wir unbedingt nutzen wollen: Sie erlaubt, die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen gerade in Zeiten der wachsenden Plastikinseln im Ozean, der wachsenden Müllberge und Gefahrenstoffe, der sich verschlechternden Arbeitsbedingungen für die MüllsammlerInnen auf den Müllhalden im Globalen Süden in einem Zusammenhang zu sehen und eine Orientierung im Sinne solidarischen Handelns zu erarbeiten.

Mehr…

Dossier

Dossier

Unser Dossier befasst sich mit der politischen Ökonomie und Ökologie des Mülls. Die Grundthese lautet: Im Umgang mit dem Müll und den Menschen, die mit ihm arbeiten müssen, verdichten sich (welt-)gesellschaftliche Verhältnisse und Ungleichheit in besonderem Maße. Dabei geht es nicht nur um Umweltprobleme, sondern mindestens genauso um soziale Fragen nach angemessener Entlohnung, Arbeitsschutz, Nichtdiskriminierung und weiteren sozialen Standards.

Mehr…